Glück ist kein Ort
Unter dem Titel „Glück ist kein Ort“ stellt der Journalist Juan Moreno seine Reiseerfahrungen der letzten Jahre rund um den Globus vor. Seine unterhaltsamen Reportagen sind keine klassischen Reiseberichte, ebenso wenig schildert er die üblichen touristischen Sehenswürdigkeiten.
Das Reisen bleibt nach Sicht Morenos eine ambivalente Erfahrung. „Für jeden schönen Moment, den man erlebt, wird man mit mindestens einem bezahlen, der blanker Irrsinn ist. Man erarbeitet sich schöne Momente. Und oft sind sie erst schön, wenn man sie hinter sich hat“ schreibt er.
Für Moreno gefährdet die Hektik des Reisebetriebs den eigentlichen Sinn des Reisens. Tiefere Erfahrungen benötigen Zeit. Auf dem Jakobsweg berichtet er von der gewandelten Raum- und Zeiterfahrung des modernen Menschen. Der alte Pilgerweg im Norden Spaniens verspricht keine ursprüngliche Einsamkeit und ist ein touristisches Großprojekt. „Das Internet hat das Pilgern verändert. Mehr als jeder Souvenirladen“ beklagt der Reiseschriftsteller. Angesichts der allgegenwärtigen Smartphones, die der Reisende, unabhängig von seiner Konfession, selbstverständlich nutzt, stellt er fest: „Abtauchen aus der realen Welt verlangt Mut, erstaunlich viele bekommen das hin. Es aber gleichzeitig aus der virtuellen Welt zu tun, das ist zu viel verlangt.“
Die Reiserouten ergeben sich für ihn aus der Motivation, zu erfahren, wie ein anderes Leben ist. „Hinfahren, fragen, zuhören, lernen“, diese Bereitschaft prägt alle seine Erkundungsgänge. Die Reiseziele sind entsprechend ungewöhnlich: Der Autor folgt den Spuren Hemingway’s auf Kuba, sucht die gefährlichsten Orte der Welt, reist mit der Transsibirischen Eisenbahn, erforscht das Leben der Nomaden auf der See in Indonesien oder wandert durch den Großstadtdschungel am Kottbusser Tor in Berlin.
Bei jedem dieser Abenteuer fasziniert die Beschreibung unterschiedlichster Charaktere, die mit einer selbstironisch, distanzierten Selbstbetrachtung einhergeht. Auf diese Weise wird man zum Mitfahrer einer absurden Reise im Kleinbus, eine rasante Fahrt von Rumänien bis Portugal.
Im Schlusskapitel des Buches schließt sich der Kreis dieser fulminanten Weltreise in einer Art Heimkehr. In der letzten Reportage wird der Autor scheinbar sesshaft, kauft sich ein kleines Landhaus und arbeitet dort auf seiner Baustelle. Die Nachbarschaft besteht aus typisch deutschen Vorzeigegärten. „Glück ist kein Ort“ resümiert Moreno, seine Kinder beobachtend, am Ende seiner Lebensreise.
Juan Moreno, Glück ist kein Ort, Geschichten von Unterwegs, Rowohlt Berlin