Reiseziel: Eulenspiegel in Mölln

Auf dem Rückweg nach Hause legen wir spontan einen Zwischenstopp in Mölln ein. Eine Seen-Kette umschließt die am Elbe-Lübeck-Kanal gelegene Stadt. Von dem kleinen Parkplatz für Wohnmobile führt ein Weg am Wasser entlang in die gut erhaltene Altstadt.

Es lohnt sich. Wunderschön ist der kleine Platz an der backsteingotischen Kirche Sankt Nicolai. Und, wer würde, mitten in diesem Kleinod, das Denkmal eines Anarchen erwarten?

Am Fuße des Kirchbergs auf dem Markt befindet sich ein Gedenkstein für Till Eulenspiegel, oft fälschlicherweise als sein Grabstein benannt. Lohnend ist ein Besuch des kleinen Museums im alten Rathaus.

Till Eulenspiegel, wie man sagt, ein „Wortewender und Genauhingucker“, war ein Narr, Schauspieler und Provokateur, der sein Publikum in seinen Bann zog. Ein Mythos, denn ob die Figur existierte, wurde nie zweifellos nachgewiesen. Im 16. Jahrhundert beschrieb ein unbekannter Schriftsteller das Leben des Mannes, der um 1350 in Mölln gestorben sein soll. Das Buch gehört bis heute zur Weltliteratur.

Im Museum ist eine kleine Szene aus dem Leben des Eulenspiegel nachgestellt: Till als Seiltänzer über einer staunenden Menge. In seinem Bestseller „Tyll“ beschreibt Daniel Kehrmann die Perspektive:

„Und alle die wir hochsahen , begriffen mit einem mal was Leichtigkeit war. Wir begriffen, wie das Leben sein kann für einen, der wirklich tut was er will und nichts glaubt und keinem gehorcht, wie es wäre so ein Mensch zu sein begriffen wir und wir begriffen, dass wir solche Menschen nie sein würden.“

Das leichte Schweben über den Abgründen des Seins wird zu einem Symbol einer Lebenshaltung.

Die Beobachter spiegeln sich in dem Schauspieler. Die Seiltanzszene endet im Tumult. Eulenspiegel fordert die johlenden Zuschauer auf ihm ihre Fußbekleidung an einem Seil hochziehen zu lassen. Dann wirft er sie wahllos in die Menge hinunter und sieht dabei zu, wie das Chaos, der sich um ihre Schuhe prügelnden BürgerInnen, seinen Lauf nimmt. Der historische Roman Kehlmann´s verknüpft das Leben des Mannes mit den Wirren der Religionskriege.