Die Zukunft des Reisens

Wir sind mitten in der 3. Welle der Pandemie. Leider.

Meine Frau und ich diskutieren in letzter Zeit häufiger die Zukunft des Reisens.

Im Jahr 2019 wurden nach Angaben der Welt Tourismus Organisation über 1,46 Milliarden weltweite grenzüberschreitende Reiseankünfte gezählt. 2020 führten 96% aller Länder Reiserestriktionen ein, die globalen Reisebewegungen gingen um 70-80% zurück.

Die allgegenwärtige Krise zwingt uns zur Zeit zum Innehalten und notgedrungen ist unser Reiseradius im Moment klein. Wir entdecken die Sehnsuchtsorte in der unmittelbaren Umgebung (davon später mehr…) neu. Aber wir sehnen uns wie Millionen Andere wieder nach der Ferne.

Wie wird das Reisen sich entwickeln? Unsere Überlegungen drehen sich hier um drei Gesichtspunkte:

Reisefreiheit
Die Nachhaltigkeit
Das Paradox des Tourismus

Aus allen drei Perspektiven heraus werden sich in den nächsten Jahren Einschränkungen der bisher gewohnten Reisefreiheit ergeben. Das kann man bedauern, oder die Chancen erkennen. Wir neigen zum Letzteren.

Die aktuelle Pandemie ist nicht nur eine beängstigende Krise, sondern ein Weckruf der Natur. Eine Mäßigung scheint angebracht.

Praktisch werden wir uns zum Beispiel auf Impfausweise einrichten müssen, die den biologischen Status des Reisenden klären. Neu sind diese Phänomene nicht. Schon im 18. Jahrhundert waren Gesundheitsbescheinigungen lokaler Behörden in Europa im Umlauf, eine der ersten offiziellen Dokumente stellte die Hafenbehörde von Livorno 1722 aus. Wenn Epidemien in Frankreich oder Schweiz ausbrachen, musste dieses Zeugnis von allen vorgelegt werden, die von den Alpenpässen herunterstiegen. In den Reiseberichten von Jean-Jacques Rousseau bis hin zu Mark Twain werden die unwürdigen Umstände beschrieben, die in den Quarantänelagern damals herrschten.

Wir interessieren uns für die Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigkeit. Wer das Erwin-Hymer-Museum in Bad Waldsee besucht, kann die faszinierende Transformation und den technologischen Fortschrittes im Fahrzeugbau gut nachvollziehen. Jetzt stehen neue Revolutionen an: alternative Antriebsformen und das autonome Fahren. Ein wenig skeptisch sehen wir die Idee einer vernetzten Bewegung, zum Beispiel die Bestimmung der Reiseziele durch einen Algorithmus. Die Steuerung der Reisewege tritt dabei in Konkurrenz, was für uns eine Reise ausmacht: der Zufall und der spontane Richtungswechsel.

Natürlich wird der Boom der Reisemobile, die ungeheure Steigerung der Neuzulassungen die Idee der Reisefreiheit einschränken. Hier gilt das alte Paradox: Die Sehnsucht nach unberührten Landschaften, besonderen Orten und geheimen Reisezielen, die uns verbindet, entpuppt sich unter den Bedingungen des Massentourismus leicht als Illusion. Hier geht es uns nicht um ein Bashing gegenüber dem Tourismus („Touristen sind immer die Anderen“), sondern um das Interesse daran, mit welchen kreativen Mitteln wir neue Ziele definieren. Die Welt mit anderen Augen zu sehen, könnte hier Schlüssel sein, ungewöhnlich Reisewege auszumachen.

Wir glauben an die Idee, dass die Verknüpfung von Reisen, Arbeiten und Kunst letztendlich neue soziale Beziehungen schaffen wird. Man reist nicht nur, um zu sehen, sondern auch um andere Menschen kennenzulernen.

Es wird weiterhin Reisende, Urlauber und Touristen geben, wenn auch unter sich verändernden Bedingungen. Das soziale Band, das durch neue Trends entstehen wird, verfolgen wir mit optimistischer Erwartung. Diese Seite wird sich diesen Gedanken, Ideen und Berichten widmen. Und – natürlich – bald werden wieder uns aufmachen, um unsere Reiselust zu stillen!

P.S. Was denkt Ihr über die Zukunft des Reisens!