Ideen, KI und der Sinn des Reisens

Es ist ein erstaunliches Versprechen: Jede Idee, die wir haben, kann durch Künstliche Intelligenz technologisch Wirklichkeit werden. Das wirklich Neue daran: Wir müssen keine Programmiersprachen mehr beherrschen – unsere Alltagssprache reicht aus, um Programme und digitale Agenten zu steuern.

Sam Altman, CEO von OpenAI, formuliert diese Vision auf seinem Blog so:

„Wir – die gesamte Branche, nicht nur OpenAI – entwickeln ein Gehirn für die Welt. Es wird extrem personalisiert und für jeden leicht zu bedienen sein. Gute Ideen werden unsere Grenzen definieren. Lange Zeit wurden in der Startup-Szene die sogenannten ‚Ideenträger‘ belächelt – Menschen mit Ideen, aber ohne technisches Know-how. Für mich sieht es so aus, als ob genau sie bald ihren großen Tag erleben.“

Altman glaubt nicht naiv an eine techno-utopische Zukunft. Er denkt in Extremen, lotet Licht wie Schatten der Entwicklung aus. Damit wirkt er wie eine moderne Faust-Figur: ein Pionier, der, getrieben von seinem Wissensdrang, den Schritt ins Unbekannte wagt – nicht aus Leichtsinn, sondern aus der Hoffnung, dass Fortschritt besser ist als Stillstand. Nebenbei investiert er in visionäre Projekte, etwa in Kernfusion oder Biotechnologie.

Auf einer Veranstaltung der US-Notenbank Federal Reserve im Juli wurde Altman gefragt, was ihm selbst schlaflose Nächte bereite. Seine Antwort war bemerkenswert:

  1. Er fürchte, dass ein „Bad Guy“ die Kontrolle über KI erlangen und sie zur Waffenentwicklung oder für groß angelegte Manipulationen einsetzen könnte.
  2. Er sorge sich um die psychische Gesundheit der Menschen, wenn emotionale Bindungen zu KI-Systemen entstehen, die echte zwischenmenschliche Beziehungen ersetzen.
  3. Er sehe die Gefahr, dass Politiker irgendwann einer Superintelligenz folgen könnten, weil sie deren Urteil für überlegen halten – und damit ihre demokratische Verantwortung abgeben.

Hier zeigt sich die zentrale Frage unserer Zeit: Wie können wir – wenn überhaupt – die Dynamik der Technologie kontrollieren?

Ein philosophischer Begriff wird in diesem Zusammenhang wieder aktuell: Weisheit. Der sogenannte neue Stoizismus etwa propagiert eine Haltung von Gelassenheit und Selbstdisziplin im Angesicht technischer Umwälzungen. Die Idee wurzelt in der antiken griechischen Philosophie. Künstliche Intelligenz wird dabei nicht als Bedrohung verstanden, sondern als Teil einer sich wandelnden Welt. Die stoische Haltung mahnt zur inneren Maßhaltung: Nicht Technologie soll das Maß des Menschen sein, sondern der Mensch soll seine geistige Autonomie gegenüber der Technik wahren.

Wir stellen uns in diesem Kontext die Frage, welche Rolle KI künftig im Reisen spielen wird. Immer mehr Portale bieten heute personalisierte Reiseplanung mit KI-Unterstützung an. Alles wird einfacher: das Planen, das Buchen und die Suche nach Reisezielen. Was uns dabei beschäftigt: der Umgang mit Reise-Content. Viel zu oft fristet er ein oberflächliches Dasein – massentauglich, schnell konsumierbar, austauschbar. Die immer gleichen Schlagworte dominieren: (..die 10 schönsten) Strände, Städte, Postkartenmotive. Doch die eigentliche Frage bleibt dabei oft unbeantwortet: Warum reisen wir überhaupt?

Wir wollen neue Wege gehen, um hochwertigen Reise-Content mithilfe von KI-Modellen sinnvoll nutzbar zu machen – ohne dabei den Sinn des Reisens aus dem Blick zu verlieren. Reisecontent wirkt nur glaubwürdig, wenn er echte Erfahrungen und Erkenntnisse vermittelt. Und wenn Sam Altman mit seiner Vision recht behält, dann wird es vielleicht uns bald möglich sein, genau diese Ideen technologisch umzusetzen.

Literatur:

Keach Hagey, Sam Altman, Open AI – künstliche Intelligenz und der Wettlauf um unsere Zukunft, Quadriga Verlag 2025